Mittwoch, 22. Juli 2015

"Gibt es einen Gott?" - NO!


Psychologie, Religion & Glauben
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Unglaublich! Niemand glaubt an Gott!

Nach untenhttp://www.dittmar-online.net/religion/essays/unglauben.html Gläubige erzählen einem permanent davon, wie sehr der Glauben ihr Leben verändert hat. Und dass dies für die Wahrheit des Glaubens spricht, was natürlich kein sinnvolles Argument ist. Der Nationalsozialismus hat auch das Leben vieler (einiger weniger sogar positiv) verändert, dies hat aber mit seinem Wahrheitsgehalt nicht das Geringste zu tun. Das Leben eines Buddhisten wird von seinem Glauben auch beeinflusst, auch das eines Hinduisten oder eines Jainisten - aber die meisten Buddhisten sind, was Gott angeht, Agnostiker, die Hinduisten Polytheisten und die Jainisten Atheisten.

Aber nehmen wir mal an, dass Leben eines Gläubigen würde durch den Glauben wirklich erheblich verändert. Was könnten wir dann aus dem Glauben der meisten Gläubigen lernen? Nur dieses Eine  [1]:

Kaum jemand glaubt tatsächlich an Gott. Nicht wirklich. Der durchschnittliche Christ verhält sich in seinem Leben wie der durchschnittliche Atheist. Das Gefängnis z. B. beherbergt überwiegend Christen (Atheisten sind dort →deutlich unterrepräsentiert  [2]). Der durchschnittliche Mörder, Totschläger, Räuber, Päderast  [3] und Vergewaltiger glaubt an die Existenz Gottes und an die Hölle. Hat ihn das von seinen Taten abgehalten? Offensichtlich nicht.

Es gibt eine ganze Menge Menschen, die vorgeben, sie glaubten an Gott, aber einen wirklichen Glauben an Gott wird man kaum finden. Intuitiv sind wir alle Ungläubige. Die bloße Tatsache, dass jemand sagt "Ich glaube an Gott" sollte uns schon mißtrauisch machen. Niemand fragt "Glaubst Du an die Schwerkraft?" oder "Glaubst Du, dass es eine schlechte Idee ist, auf den Schienen stehen zu bleiben, wenn sich ein Zug nähert?". Bei Gott wird aber stets gefragt, ob man daran glaube.

Niemand nimmt wirklich an, dass Gott einem bei schwierigen Problemen beisteht. Dann könnte man nämlich die Hände in den Schoß legen oder vom Hochaus hüpfen und abwarten, was passiert. Aber wir halten Leute für verrückt, die das tun. Es gibt eine endlose Menge an Rationalisierungen dazu - man solle Gott nicht versuchen oder ihn testen und es gäbe freien Willen. Aber das ist Unsinn - wenn man Gott versuchen könnte, dann würde man es tun. In Wahrheit glaubt niemand wirklich an Gott.

Menschen glauben an die Schwerkraft. Niemand erzählt einem einen offenkundigen Unsinn wie "Man soll Einstein oder Newton nicht versuchen". Wenn man seinen Kugelschreiber fallen lässt, fällt er zu Boden, und niemand würde dagegen wetten. Niemand würde allerdings auch behaupten, dass man sein Leben ändern kann, wenn man seinen Glauben an die Schwerkraft ändert. Dabei beeinflusst die Schwerkraft unser aller Leben gewaltig. Und jeder verhält sich so, als ob es die Schwerkraft tatsächlich gäbe  [4]. Aber verhält sich der durchschnittliche Gläubige so, als ob er an Gott glaubt? Nein. Das hat einen ganz simplen Grund:

Kaum jemand glaubt tatsächlich an Gott. Kaum jemand verhält sich so, also ob ihm bei jeder Gelegenheit ein übermächtiges Wesen über die Schultern schauen würde. Der Geschäftsmann nicht, der seinen Kunden übers Ohr haut, der Mann nicht, der seine Frau betrügt, der gläubige Christ nicht, wenn er sich Pornovideos ausleiht. Trotzdem wird behauptet, dass der Glauben die Menschen zu guten Taten bringt.

Nehmen wir an, wir finden einen Menschen, der gerade Gutes tut und Sandsäcke schleppt, weil eine Flut kommt oder einen Arzt, der in Afrika ohne Lohn kleine Kinder betreut und von Krankheiten heilt. Nehmen wir an, ich könnte ihn davon überzeugen, dass es keinen Gott und keine Hölle gäbe. Würde er dann sein bisheriges Leben aufgeben und sich dem Leben in Hedonismus und Egoismus hingeben? Würde er sagen: "Oh, endlich kann ich diesen Mist aufgeben, den ich nur getan habe, weil ich eine Scheißangst vor der Hölle habe". Nein. Das würde er nicht sagen. Die Welt ist voller Menschen, die Gutes tun, weil es gut ist und die mehr Gründe auch nicht benötigen. Und die, die besonders laut und viel von Gott reden sind meist auch nur mit dem Mund besonders gottesfürchtig.

Man halte einem Mann eine Schrotflinte an den Kopf. Es wäre sehr, sehr schwer, in von seinem Glauben abzubringen, dass die Schrotladung ihn töten würde und ihn dazu zu bringen, zu glauben, dass Gott das Blei aufhalten würde. Die Wahrheit, dass eine Kugel einen Menschen tötet, muss man auch nicht gegen Häretiker verteidigen. Man muss keine Nichtgläubigen verdammen oder unterdrücken, der behauptet, eine Gewehrkugel könne keinen Menschen töten. Man muss keine Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrennen, die die Wahrheit erzählen, um die Wahrheit zu verteidigen. Die Wahrheit kann sich selbst verteidigen. Man kann Menschen nur auf den Scheiterhaufen schicken, weil sie gegen eine Lüge angehen, nicht, weil sie gegen die Wahrheit angehen. Dass man es überhaupt nötig hat, Andersgläubige zu verunglimpfen und ihnen zu drohen, deutet darauf hin, dass man selbst nicht wirklich glaubt. Man übertönt seine eigenen Zweifel.

Die Wahrheit überlebt jeden Zweifel. Vor dem Zweifel muss man nur Angst haben, wenn man nicht die Wahrheit verkündet oder daran nicht interessiert ist. Wer die Wahrheit verkündet, der hat es nicht nötig, Zweifler mit der Hölle zu drohen. Nur wer selbst daran zweifelt muss zu diesen fragwürdigen Methoden greifen. Wer Zweifel nicht zulässt, der hat etwas zu verbergen.

Kaum jemand glaubt tatsächlich an Gott. Wenn jemand tatsächlich an Gott glaubt, dann wäre er aufgrund seines Glaubens in der Lage, Dinge zu tun, die kein Ungläubiger tun könnte. Beispielsweise Gift trinken (wie dies für die Nachfolger Christi in der Bibel geweissagt wird, siehe →Markus 16:17-18  [5]). Aber kaum jemand vertraut so in seinen Glauben (die wenigen, die es taten, sind an den Folgen meist gestorben). Wenn jemand wirklich glauben würde, so würde man es bemerken. Menschen, die über neue und ungewöhnliche Fähigkeiten verfügen, sind anders und verhalten sich anders. Auch Menschen, die sich permanent beobachtet fühlen, verhalten sich anders. Wenn die Gläubigen sich nicht anders verhalten, dann nur deswegen, weil sie nicht wirklich an Gott glauben.

Gibt der Glauben an Gott den Menschen mehr Kraft? Wir finden viele, die dies behaupten. Gott, so erzählen sie, habe ihnen geholfen, mit dem Rauchen oder dem Trinken aufzuhören. Aber das können Atheisten auch. Und ich wette, es werden prozentual gesehen auch gleichviele Atheisten und Gläubige wieder rückfällig. Aber auch die, die an andere Götter glauben, behaupten dasselbe. Es können aber nicht alle recht haben - woher kommt die Kraft derjenigen, die an falsche Götter glauben? Das alle, die glauben, gleichgültig, an welchen Gott sie glauben, daraus dieselben Fähigkeiten beziehen, deutet auf eines hin: Die Kraft kommt aus ihnen selbst. Wenn es wirklich einen Gott gäbe, so würde er nur denen helfen, die an ihn glauben. Da dies nicht geschieht, kommt diese Kraft auch nicht aus Gott, sondern aus dem Glauben selbst, unabhängig vom Inhalt. Es spielt also keine Rolle, ob man an Jesus, Jahwe, Zoroaster oder Satan glaubt - das Ergebnis ist dasselbe. Das ist übrigens auch das Ergebnis aller Studien, die sich mit den heilsamen Auswirkungen des Glaubens beschäftigen. Glauben hilft, egal, woran man glaubt. Wie sollte man das anders deuten als dass es der Glauben ist, der hilft, aber kein Gott?

Sie glauben das nicht? Dann möchte ich wenigstens dafür einmal in meinem Leben einen Beweis sehen. Zeigen Sie mir, dass Ihr Glauben Sie dazu befähigt, etwas zu tun, was erstens kein Ungläubiger tun kann und zweitens keiner, der einem anderen Glauben anhängt. Und ich rede von Beweisen, nicht von den tausenden kursierenden und unbestätigten Geschichten, die man nur glauben kann, wenn man sowieso schon alles glaubt, was für den Glauben spricht. Und auch wenn unwahrscheinliche Dinge geschehen ist das kein Beweis - fast jede Woche gewinnt jemand im Lotto, obwohl das sehr unwahrscheinlich ist. Und wenn etwas eine Wahrscheinlichkeit von 1:10.000.000 (eins zu zehn Millionen) hat, dann bedeutet dies nur, dass das im Schnitt 8 Leuten pro Tag in Deutschland passiert. Nein, ich denke an ganz persönliche Fähigkeiten wie Gift trinken o. ä.

Und solange mir niemand zeigen kann, dass der Glauben einen nicht zu wirklichen Leistungen befähigt, die ich ohne Glauben nicht haben kann, solange halte ich es für überflüssig, mir diesen speziellen Glauben anzueignen. Glauben ist nur eine andere Art zu denken. Man ändert vielleicht seine Perspektive, wenn man sein Denken ändert, aber mit reinem Denken kann man nichts in der Welt ändern. Wenn Gläubige durch den Glauben mehr könnten als Ungläubige, so würde man dies an den Handlungen der Gläubigen bemerken. Da ich nichts davon sehe, bleibt mir nur eine Schlussfolgerung:

Kaum jemand glaubt tatsächlich an Gott.

Warum benutzt der Papst ein gepanzertes Papamobil? Erstens weil er nicht auf den Schutz Gottes vertraut, zweitens, weil er Angst davor hat, zu sterben und in den Himmel zu kommen. Der Papst wird wissen, warum  [6]. Und auch die Blitzableiter auf dem Vatikan sind ein praktisches Misstrauensvotum gegen Gott. Selbst der Papst und seine Kardinäle sind nicht von der Existenz Gottes überzeugt, jedenfalls nicht so, dass es praktische Konsequenzen hätte.

Konfusius, er zitiert: "Nur wer weiß, weiß, daß er wenig weiß und daß das, was er weiß, vorläufig ist. Nur wer glaubt, glaubt, daß er weiß. Wahrheit ist ein Wort des Glaubens. Niemand vermag grausamer zu sein als jene, die im Namen der Wahrheit handeln. ... Nicht nur Gott, auch der Glaube an sich ist unbeweisbar. Nicht einmal der Papst kann beweisen, daß er glaubt, woran zu glauben er vorgibt. Darum gibt es für mich nichts Unanständigeres als christliche Parteien: Mit dem, was man nicht beweisen kann, daß man es ist, darf nicht politisch operiert werden. ... Die Zeit der Khomeinis ist angebrochen, nicht nur in Rom, Iran und Israel. Es ist höchste Zeit, sich wieder zum Atheismus zu bekennen." (Friedrich Dürrenmatt)



Anmerkungen:
  1.  Dieser Text wurde heftig beeinflusst durch Mr. Lizard - das →Original finden Sie hier, mein Text ist eher eine recht freie Übersetzung. (Zurück)
  2.  Allerdings sind Atheisten im Durchschnitt (im statistischen Durchsschnitt) gebildeter als Gläubige (siehe auch Shermer 1999) und wir finden in den Gefängnissen auch eher wenig gebildete Menschen, so dass sich hier zwei Effekte überlappen, die man nicht mehr sauber trennen kann. (Zurück)
  3.  In der Bibel habe ich keine Stelle gefunden, die Päderastie eindeutig verbietet, dafür ist Päderastie allerdings auch unter Priestern relativ weit verbreitet (verglichen mit der Normalbevölkerung). (Zurück)
  4.  Interessanterweise liest sich der Satz bereits schräg. (Zurück)
  5.  Die Ausflüchte, die man zu hören bekommt, wenn man diese Textstelle anführt, sind psychologisch gesehen auch sehr interessant. Viele vergleichen sich dann selbst mit Jesus, der auch Versuchungen von sich gewiesen hat - aber das ist keine Versuchung, nur die Frage, inwieweit man tatsächlich an die Bibel glaubt. Und, siehe da: keiner tut es. Die Menschen behaupten nur, sie glaubten an die Bibel. Testet man ihren Glauben, kommen Ausflüchte und Rationalisierungen, mehr nicht. (Zurück)
  6.  Diese drei Sätze bildeten eine zeitlang meine Signatur auf →mykath.de - bis sie von einer katholischen Moderatorin gelöscht wurde. Es scheint, als ob die hier geäußerten Ideen einen Nerv treffen würden. Das erlaubt interessante Einblicke in die Gläubigenseele ... (Zurück)





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